Vienna City Marathon 2018 (Teil 2)

Theatre of Emotions titelt der VCM –

eine kleine feine Wunderwelt erlaube ich mir zu ergänzen

und ein großes Stück Heimat

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unterwegs mit meinem Pacemaker Karl Aumayr, Foto: Hubert Morawetz

VCM2018 – Teil 2. Hier geht es zu Teil 1

Finale Vorbereitung: Mittwoch freue ich mich über die ersten Kohlenhydrate. Dank exzellenter Verpflegung auch im Athletenhotel, dem Radisson Blu Park Royal Palace Hotel Vienna, gelingt mir hochwertiges Carboloading: Nicht eine Nudel muss ich verzehren, zu deren Fanclub ich bekanntlich nicht gehöre. Das Buffet im Hotel lässt keine Wünsche offen. Nicht alles kommt vor dem Marathon auf den Teller, manches als Belohnung dann am Sonntagabend, als ich in bester Gesellschaft mit einem Teil des VCM-Kernteams am Tisch sitze und den Marathon Revue passieren lasse.

Fahrt nach Wien: Donnerstag startet mein Abenteuer VCM2018. Die Anreise im Zug ist angenehm und entspannt. Ich sehe mir das ein oder andere Mentaltraining-Video an.

angekommen – Radisson Blu Park Royal Palace Hotel

Entspannt geht es weiter: Nach einem kurzen Spaziergang durch den Auer-Welsbach-Park, erreiche ich das Athletenhotel. Ich bin und fühle mich angekommen.

Die kommenden Tage verbringe ich hier in angenehmer Atmosphäre und toller Gesellschaft. Frühstück, Mittag-, Abendessen mit der eingeladenen internationale Elite samt Betreuern, einigen österreichischen SpitzenathletInnen sowie dem Team VCM2018 and Friends. Eigentlich geht es – welch eine Überraschung – die nächsten Tage hauptsächlich um Essen und Rasten. Konkret kristallisiert sich insbesondere eine Tischgemeinschaft mit Peter Herzog heraus, aber auch viele weitere tolle Bekanntschaften darf ich machen bzw. in Gesprächen vertiefen.

Freitagmittag ist Pressekonferenz, zu der aus österreichischer Sicht auch Christian Steinhammer, Peter Herzog, Eva Wutti und ich geladen sind. – Eine große Ehre die mir hier zuteil wird.

Am Nachmittag freue ich mich über eine Massage. Samstagfrüh kommen uns Cornelia Moser, die Anfang April beim NN Rotterdam Marathon 2:39:15 (!) gelaufen ist, und Andreas Stöckl besuchen. Wir frühstücken gemeinsam. Ich bin entspannt und happy. Es ist schön, dass wir LäuferInnen eine so tolle Community sind. Es ist schön, einander die Daumen zu drücken, es ist schön, sich auszutauschen, es ist wunderbar, wie es ist! – Da für Sonntag eine Affenhitze prophezeit ist und ich alles, wirklich alles eingepackt habe (Handschuhe, Ärmlinge, Mütze, Regenjacke …), aber keinen Sonnenschutz, bringt mit Conny einen Visor, für den ich ihr am darauffolgenden Tag sehr dankbar sein würde. Merci vielmals!

davKarl Aumayr, der wie ich von Reinhard trainiert wird und für mich als Pacemaker an den Start gehen wird, quartiert sich mittags im Hotel ein. Gemeinsam gehen wir zum Technical Meeting und fachsimpeln ein wenig. Ich erfahre, dass der Veranstalter mich in die Gruppe der A-Tops gegeben hat und mir ein Radfahrer zur Seite gestellt würde, der mir an den Laben die Flasche reichen würde. Am Nachmittag kommt endlich auch Reinhard in Wien an: Gut so, denn ich bin schon ordentlich nervös: Wir philosophieren – wie auch schon am Telefon – etwas über die angekündigte Hitze. Allzu sehr lasse ich mich davon aber nicht beeindrucken.

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Foto: Reinhard Kessler

Dann drehen Karl und ich ein paar Runden (gesamt 8 km) im dem Hotel mehr oder weniger vorgelagerten Auer-Welsbach-Park. Reinhard begleitet uns mit Kamera und Objektiv ausgestattet. Mir scheint, er ist voller Vorfreude.

Abends drücke ich vom Esstisch aus insbesondere Bernadette Schuster, aber natürlich auch den Innerhofer Zwillingen, Sandrina Illes, Stephan Listabarth und meinen Vereinskollegen Martin Bader, Günter Schneider und Fredi Pircher die Daumen für die Österreichischen Meisterschaften über 10 km Straße.

Sonntag – Renntag: 6 Uhr Tagwache. Ich frühstücke im Zimmer. Ein Espresso zum Aufwachen, zwei Milchbrötchen und Tee angereichert mit Power Plex von Naturalpower. Mit meinem Kleidersackerl, I-Pod und Trinkflasche bin ich pünktlich um 7 Uhr in der Lobby. Karl ist voller Tatendrang und erklärt mir, er wäre schon joggen gewesen. Ich bleibe einstweilen noch im Chill-Modus. Im Startareal angekommen, darf ich signieren. Ich finde das cool!IMG_20180422_132743.jpgIch mache mich startklar und laufe ein wenig ein. ,Aufwärmen‘ nennt man das. Hmm, eigentlich ist es schon ziemlich warm: ca. 15 Grad hat es bereits.

Der Visor will nicht ordentlich sitzen. Lisa-Maria Leutner, die ebenfalls starten wird und ihren Marathon ihrer Mama widmen möchte, zieht eine Haarnadel aus ihrer Frisur. Ein schönes Zeichen ehrlicher Hilfsbereitschaft. Ich bin gerührt, kenne ich sie doch bisher nicht persönlich. Danke dafür, Lisa!

Um 8:58 Uhr startet die männliche Elite. Wir stehen knapp dahinter schon bereit. Gleich fällt der Startschuss.

9 Uhr: VCM2018 – Es geht los. 10.000 Läufer setzen sich in Bewegung. Es geht über die Reichsbrücke. – Heuer ohne Wind. Wir wollen auf 1:19:30 bis 1:19:45 (Halbmarathon) anlaufen. Uns ist klar, dass das bei den vorhergesagten Temperaturen riskant ist. Doch wir wollen es probieren. Dafür habe ich trainiert. Für eine entsprechende Pace habe ich mich vorbereitet. Karl bremst mich ein wenig, damit die ersten Kilometer nicht zu flott werden. Reinhard steht das erste mal bei Kilometer 2. Helmut Schmuck steht an der Hauptallee bei Kilometer 5. Auch Bernadette Schuster und Hubert Morawetz feuern mich lautstark an. Überhaupt höre ich wirklich oft laut meinen Namen. Das motiviert mich und ich freue mich über diese Unterstützung. 

Unsere Radbegleitung Alex stellt sich vor: „Ich bin Alex und begleite euch heute.“

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Alex im Visier. Foto: Reinhard Kessler

Bei 37:44 min (3:46,5min/km) gehen wir über die 10 km Marke. Cornelia Moser und Andreas Stöckl treiben mich lautstark weiter. Ich fühle mich gut. Die Getränkeaufnahme verläuft reibungslos. Ich trinke regelmäßig alle 5 km. Auch Kilometer 11, 12 und 13 laufen sich gut.


Plötzlich, ohne Vorwarnung, erschlägt es mich. Die gefühlt härtesten Kilometer des heutigen Marathons folgen. Die Temperatur ist merklich angestiegen, sicherlich bin ich mittlerweile auch aufgewärmt und wir sind auf dem gegenwärtigen Streckenabschnitt der direkten Sonne ausgesetzt. Meine Kilometerzeiten werden langsamer. Es wird mühsam. Bei Kilometer 15 gibt es die ersten Schwämme. Damit kühle ich Nacken und Kopf. Herrlich!!! Danke VCM! Weiter, weiter, immer weiter.

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Kurz vor Kilometer 16 steht wieder Reinhard. Noch ist es auf der Strecke phasenweise hektisch. Einige Halbmarathonis teilen sich mit uns den Asphalt, zudem sind einige flotte Staffelläufer auf den ersten 16 Kilometern unterwegs. Bei Kilometer 16 Staffelübergabe: einer der hektischsten Punkte des Rennens. Zudem geht es aufwärts. 3:59,7 benötigen wir für diesen Kilometer. Hopp! Weiter! Es wird ruhiger im Feld, außerdem etwas schattiger. Etwas zu warm ist allerdings definitiv auch weiterhin. Für Kilometer 15 bis 20 benötigen wir 19:47 min.

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Foto: Carla Meier

Auch die AthletInnen SC LT Breitenbach sind zahlreich an der Strecke. Danke, Carla Meier, für das Bildl und fürs Anfeuern!

Kilometer 20 bis 25 sind mit 19:18 min zumindest wieder etwas flotter.

Bei 01:20:42 gehen wir beim Halbmarathon durch.

Knapp nach der Halbmarathonmarke überholt mich Romed Rauth in seinem famosen T-Shirt. Ein „Alles Gute!“ geht sich aus. Er hat sich das Rennen top eingeteilt und wird in 2:41:48 finishen. Jeder Schwamm, jede Wasserflasche zum Kühlen meines Körpers ist heute ein Genuss.

Karl ist der beste Pacemaker der Welt, kein Wunder: Ist er doch Sprössling von #besttrainer. Doch leider muss er auf mich warten. Er motiviert mich. Und weiter! Wieder stehen Bernadette und Hubert am Straßenrand. Berna schreit sich die Kehle aus dem Leib.

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Es ist so schön, hier in Wien zu laufen! So viele Freunde und Bekannte sind am Straßenrand und feuern mich an. Ich genieße das und bin unendlich dankbar, das erleben zu dürfen.

Bei km 41 muss Karl sich zurückfallen lassen. Ich beiße die Zähne noch einmal zusammen.

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Auch wenn ich heute Federn lassen muss, es ist wunderbar!

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Mythos Marathon / After Race. Foto: Olaf Brockmann

2:44:41, zwar nicht das gewünschte Ziel, aber bei bis zu 25 Grad immerhin Personal Best! … und ein wunderschöner Marathon! Danke VCM2018!

Der Sieg beim VCM2018 geht an Nancy Kiprop in 2:24:18 und Salahhedinne Bounasser in 2:09:29.

Schnellste Österreicherin wird Eva Wutti (SU Tri Styria), die bei ihrem ersten, nicht im Rahmen eines Ironman gelaufenen Marathon in fantastischen 2:37:59 finisht. Schnellster Österreicher wird Peter Herzog (LC Saalfelden) in 2:16:57. Er qualifiziert sich damit für die Europameisterschaft in Berlin. Herzlichen Glückwunsch zu diesen Wahnsinnsleistungen!

 

Top Results Men

  1. Bounasser, Salahhedinne (MAR), 2:09:29
  2. Bushendich, Ishmael (KEN), 2:10:03
  3. Maswai, Samwel (KEN), 2:11:08
  4. Rotich, Nicholas (KEN), 2:12:00
  5. Kigen, Noah (KEN), 2:12:03
  6. Milaw, Abrha (ETH), 2:12:57
  7. Ruto, Dominic (KEN), 2:13:23
  8. Paula, Paulo (BRA), 2:13:30
  9. Kosgei, Edwin (KEN), 2:16:57
  10. Herzog, Peter (AUT), 2:16:57

 

Top Results Women

  1. Kiprop, Nancy (KEN), 2:24:18
  2. Tsegaye, Melesech (ETH), 2:29:51
  3. Chepchirchir, Celestine (KEN), 2:30:39
  4. Sado, Fatuma (ETH), 2:32:18
  5. Alemaheyu, Askale (ETH), 2:32:47
  6. Weldegebril, Tinbit (ETH), 2:36:02
  7. Wutti, Eva (AUT), 2:37:59
  8. Conrad, Nolene (RSA), 2:38:17
  9. Damantsevich, Maryna (BLR), 2:39:44
  10. Zipser, Katharina (AUT), 2:44:41

 

Für mich gibt es nach dem Rennen v.a. Stärkung und Genießen! VCM-Post-Race-Atmosphäre!

… und noch mehr Stärkung im Hotel.

… denn ich bleibe noch eine Nacht: Montag darf ich gemeinsam mit der VCM2017 und VCM2018-Siegerin Nancy Kiprop, dem VCM2018-Sieger Salahhedinne Bounasser, dem Marathon-Weltrekordhalter Dennis Kimetto, dem schnellsten Österreicher des VCM2018 Peter Herzog sowie dem EM- und WM-Teilnehmer Christian Steinhammer und dem VCM-Team zum VCM-TopathletInnen-Empfang bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

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Was bleibt sind Erinnerungen.

 

Ich sage „Herzlichen Dank“:

Herzlichen Dank an das Team des VCM2018. Danke, dass ich ein zweites Mal Teil dieser eurer Wunderwelt sein durfte.

Danke von Herzen an #besttrainer Reinhard Kessler. Danke an den besten Pacemaker Karl Aumayr. Danke an alle, die mich beim meinem Projekt VCM2018 unterstützt und auf meinem Weg begleitet haben. Danke allen, die mich an der Strecke angefeuert und mir die Daumen gedrückt haben. … und nicht zuletzt Danke an meine Unterstützer und Sponsoren!

 

Vienna City Marathon 2018 (Teil 1)

Theatre of Emotions titelt der VCM –

eine kleine feine Wunderwelt erlaube ich mir zu ergänzen

und ein großes Stück Heimat

VCM 2018

Pressekonferenz VCM 2018 Österreichische Frauen, 2018-04-Wien, Foto: VCM / Leo Hagen 

VCM2018 – Teil 1

Mit viel Freude nehme ich das Projekt VCM2018 am 1. Jänner frisch, fröhlich und ausgeruht in Angriff. Auf meinem ganz eigenen Weg zur Startlinie bewegen sich nicht nur meine Beine: mein Herz hüpft, der Puls schlägt, Muskeln zucken, der Musculus zygomaticus und der risorius, … Aber ich bin auch auf Du und Du mit dem gastronomicus, dem soleus und dem quadriceps.

Warum? Ich habe ein Ziel. Am 22. April um 9 Uhr möchte ich mit 10.000 Laufbegeisterten an einer gemeinsamen Startlinie stehen. Ich möchte die Stimmung einfangen, in Energie umwandeln und für 42,195 km alles geben.

Dafür trainiere ich; gesamt 2000 km – den Inn auf und ab zwischen Unterperfuss und Volders; auch auf dem Laufband trainiere ich so viel wie nie zuvor. Frieren liegt mir bekanntlich nicht und Südsee spielt sich nicht.

 

Cross-Bewerbe dienen als harte Einheiten und bringen Abwechslung. Christopher Kah leistet mir ab und an am Wochenende Gesellschaft, Günter Schneider verabredet sich mit mir am Laufband für manch schnelle Einheit und gelegentlich geht sich auch ein gemeinsamer Lauf outdoor zum Baggersee aus. Wir unterstützen uns und haben Spaß. Fredi Pircher richtet u.a. meinen Drahtesel, damit die Wege des Alltags rasch bewältigt werden können. Christoph Kluge macht mir in der finalen Phase zweimal auf meinen 2000ern zwischen Sillmündung und Baggersee den Hasen. Ja, ich laufe mit Rueckenwind und habe großartige Vereinskollegen.

 

Zweimal in der Woche treffe ich in der Früh in der Wub-Halle auf meinen Trainer Reinhard Kessler. Ich sehe und höre ihn ja sonst in der Vorbereitung fast nie – Achtung: Ironie. Vom Ergometer aus schaut er mir auf die Füße, während ich die Gerade in der Halle auf und ab hample (Anfersen, Knieheben, Ausfallschritte, Sprünge, …, Steigerungsläufe) und zum Abschluss den ein oder anderen 7min-Lauf auf der 133 m Bahn mache. Und es ist wohl kaum verwunderlich, dass das so ziemlich die coolsten Einheiten sind, denn wer hat schon so einen tollen Trainer?

Die letzte flotte Einheit (abgesehen von ein paar schnellen Metern) erfolgt am Samstag, also acht Tage vor dem Rennen.

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Brixlegger Sparkassenlauf – Foto: Reinhard Kessler

Ich laufe – noch etwas müde von der Marathonvorbereitung -, eigentlich gegen meinen Willen (weil müde), als folgsame Athletin den Brixlegger Sparkassenlauf (exakt 5 km auf und ab durch Brixlegg) in 17:39 min (3:32min/km) und bin damit im Anschluss recht zufrieden. – Es macht eben Sinn, wenn einer das Denken, der andere das Laufen übernimmt.

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Davon träume ich während der Saltindiät: VCM-Zielverpflegung

Saltindiät: Am Sonntag beginnt nach der Vormittagseinheit (letzter Langer Lauf) die Saltindiät. Wie auch in meinem Bericht zu meinem Florenz-Marathon zu lesen ist, ist mir bewusst, dass die Meinungen zu dieser Diät auseinandergehen und der Nutzen von vielen in Frage gestellt wird. Für mich gehört diese Diät mittlerweile zu Marathon dazu und ist ein RITUAL. Der Beginn dieser Diät ist gleichzusetzen mit „Es ist soweit: Noch 7 Tage bis Marathon.“ Wie vor Florenz will ich auch diesmal wieder eine sehr strenge Form der Saltindiät machen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich das dieses Mal durchhalten könnte. Die letzten Wochen vor dem Marathon waren geprägt von nächtlicher Nahrungsaufnahme. Nicht selten wurde ich um etwa 3 Uhr wach und konnte ohne Zufuhr von Kohlenhydraten nicht wieder einschlafen. Tatsächlich aber geht es mir in den vier Tagen der Diät sehr gut und so nehme ich abgesehen von 500 ml Buttermilch am Montag ein paar Mandeln am Dienstag nur Produkte mit 0,x % Kohlenhydrate zu mir. Damit ist auch die letzte Hürde geschafft. Mental ist das für mich nicht belanglos.

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