Das Rennen – Firenze Marathon – 2:46:24 bei surrealen Bedingungen – Starkregen, 7 Grad Tendenz abnehmend

Teil 2     (Was bisher geschah – Teil 1 findest du <hier>.)

Sonntag nach dem Training startet die Saltindiät: Ab jetzt keine Kohlenhydrate …

sweet and juicy

Vorbei an „sweet and juicy“. – Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

Bis Mittwoch Abend plane ich, nahezu 0 % Kohlenhydrate zu essen: keine klassischen Kohlenhydrate (keine Kartoffeln, kein Reis, keine Polenta, keine Nudeln (kein besonderer Verzicht), kein Brot), kein Müsli – da kullern die Tränen, keine Beeren, generell keine Früchte (mit Ausnahme der Avocado), nur spezifisches Gemüse (wobei ich keines gegessen habe), keine Säfte oder Gesüßtes, keine Milchprodukte (Milchzucker!) … Gefrühstückt habe ich Graukäse, außerdem gab es Räucherlachs, Hüttenkäse, Avocado, Faschiertes, Steak, … Gegönnt habe ich mir fettarme Buttermilch (4 % Kohlenhydrate).

Graukäse

Frühstück

Ob diese Diät was bringt? – Viele schwöre darauf; man weiß es nicht. Und irgendwo ist es für mich auch gar nicht so wichtig, ob der Nutzen dieser Diät wissenschaftlich zu belegen ist; diese Diät ist für mich ein Baustein meines Marathonkonzepts: 42,195 km – das ist für mich nicht eigentlich „Marathon“: Marathon ist so viel mehr …

In Stein gemeißelt

In Stein gemeißelt. – Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

Mittwochmorgen steht Reinhard ein letztes Mal mit mir auf der Bahn. Wir machen ein letztes Mal Lauf-ABC und 100er. Dann geht es in die Arbeit. Die Waage unterstützt meinen schwachen Geist und nur knapp über 46 kg argumentieren dafür, direkt nach der Bahneinheit Kohlenhydrate zu essen und nicht auch noch die dreimal 1500 m am Abend mit leeren Speichern zu laufen. Mit Huhn und weißem Reis gestärkt laufen sich diese locker und unbeschwert.

Sweet bananas 87 % Kohlenhdrate ;-) mjami

Sweet bananas von naturalpower: 87 % Kohlenhdrate 😉 mjami

Am Donnerstag geht der Zug nach Florenz. Schon am frühen Nachmittag komme ich an. (Die Unterkunft nenne ich an dieser Stelle nicht, sie ist zwar bahnhofsnah aber definitiv nicht zu empfehlen.) Es folgt ein lockerer Lauf zur Media World, um einen Wasserkocher zu erstehen und ein herrliches Abendessen beim Chinesen Le Sorgenti. Dort schmeckt es mir so gut, dass ich Freitagmittag wieder hier einkehre, ehe ich meine Startunterlagen am Campo di Marte abhole. Meine Eigenverpflegung, so der sehr bemühte Rennleiter Fulvio Massini, möge ich bitte Samstagnachmittag vorbeibringen.

Bevor es abends Polenta mit Faschiertem in der Trattoria Nerone ums Eck gibt, verlaufe ich mich ein wenig bei meiner vorletzten Einheit vor dem Marathon. Florenz ist voll mit Baustellen!

Ab Samstagmorgen passt Helmut Schmuck auf mich auf. Er reist mit dem Nachtzug an und quartiert sich im Hotel gegenüber ein. Von dort holt er mittags übrigens auch das Salz, um meine Getränke vorzubereiten, ehe wir sie am Campo di Marte abgeben wollen. Salz: in Frau Zipsers Hotel nicht erhältlich … Letzte Laufeinheit: Joggen und dreimal 200m schnell.

Meine Eigenverpflegung

Meine Eigenverpflegung: gefüllt mit „Power Plex Energy Transmitter“ und „Iso Fit Mango“ von naturalpower

Am Campo di Marte herrscht Hektik, die Flaschen will man uns nicht abnehmen, der Rennleiter hat alle Hände voll zu tun … Ein Moment der Nervosität kommt auf und als ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ich nun bereits 3,5 h in das Abgeben der Flaschen investiere, werde ich unruhig. Schließlich übernimmt Helmut Schmuck und ich fahre ins Hotel, um vor dem Abendessen noch zu rasten.

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Helmut und ich zuversichtlich am Vortag beim Einlaufen

Ich schlafe gut. – Vielleicht auch, weil ich weiß, dass ich die letzten Nächte viel geschlafen habe und es kein Problem wäre, wenn es sich heute nicht so ruhig ruhen würde.

Sonntag, 26.11.2017 – Gießkannenwetter und das Sprießen erster grauer Geburtstagshaare

5:45 Uhr – Der Wecker klingelt. Ich schalte kurz das Handy an: SMS von Helmut Schmuck „Wetter 10 grad – passt!“ Ich hüpfe aus dem Bett und freue mich: Heute ist Marathon. 

Piep, piep, piep … Ohhh, wie schön: Geburtstagswünsche! Jetzt aber muss das Handy zur Seite: Dafür ist nach dem Marathon genug Zeit 😉 Als erstes wird jetzt heißes Wasser gekocht: Für einen Espresso zum Aufwachen, meinen Tee – mein Frühstück im Zimmer. Ich esse zwei Milchbrötchen. – Damit bin ich bisher gut gefahren. Den Tee süße ich heute mit Power Plex Energy Transmitter.

Um 7:30 Uhr holt mich Helmut Schmuck ab und wir machen uns auf Richtung Start auf der Piazza del Duomo. Knapp einen Kilometer ist dieser entfernt: Ein bisschen orientieren, links, rechts schauen, Toilette aufsuchen etc.

Ich wärme mich in langer Hose und Longsleeve bis zuletzt auf bzw. laufe ein wenig ein; da ich das Privileg habe, aus dem Eliteblock starten zu dürfen, muss ich erst wenige Minuten vor 8:30 Uhr hinter der Startlinie sein.

Start Marathon Florenz 2017

Anspannung am Start (Quelle: unbekannt, hat mir ein Freund geschickt)

8:30 Uhr. Der Startschuss fällt. Mit 3:48/49 min/km hatte ich mir vorgenommen anzulaufen und genau das tue ich. Keineswegs schneller, denn dieses Tempo möchte ich möglichst bis zum Schluss halten; Das ist ambitioniert genug!

Ein erster km in 3:35 wäre natürlich möglich, aber laktattechnisch doch ziemlich daneben 🙂 Der erste km passt perfekt, ich komme gut ins Rennen. Das Feld beruhigt sich rasch und ich finde bald zwei Läufer, die offensichtlich ähnliches vorhaben wie ich.

Km 2: Es beginnt zu regnen …Was? Jetzt schon?“ Ok, ich hatte mit Regenschauern im Verlauf des Rennens gerechnet, … aber so bald?! Der Himmel sah doch gerade noch recht freundlich aus … Ich denke an die Worte meines Trainers: „Bei Regen rutscht du. Nachsatz: Nach vorne.“ Diesen Satz murmele ich vor mir her und laufe, laufe, laufe …

strecke marathon Firenze

Streckenplan Firenze Marathon 2017

Da der Kurs kreuz und quer durch und um Florenz führt und Helmut Schmuck engagiert, interessiert und flott ist, sieht er mich bis zur Halbmarathonmarke bereits dreimal. Natürlich motiviert das.
Schritt, Schritt, Schritt, spätestens seit km 2,5 bin ich platschnass. Die Haare, die Kleidung, die Schuhe, alles trieft … Lacken (= Pfützen) häufen sich.


Es wird immer schwerer, die Überzeugung, dass Regen schneller macht, ernsthaft aufrecht zu erhalten …

Schmuck Halbmarathon Marke

Die Halbmarathonmarke

Bei km 20/21 sind wir dem Fluss Arno entlang unterwegs. Der Wind nimmt zu.

Viele Mitläuferinnen beschweren sich im Nachhinein sehr über den Wind; er hätte sie beim Laufen massiv behindert. Der schnellste Italiener, Ahmed El Mazoury – gesamt 5. in 2:24’09” – habe, so runnersworld.it, gesagt, der Winde wäre so störend gewesen, dass ein technisch sauberes Laufen nicht mehr möglich gewesen wäre,

vgl. dort:
Per dare un’idea delle condizioni in cui gli atleti si sono trovati a correre bastano per tutti le parole di El Mazoury: «Le condizioni di gara erano pessime. Già a metà gara il vento mi ha stravolto la tecnica di corsa. Peggio di così non poteva essere!»

Der Wind als stoppender oder den Laufschritt störender Gegner ist für mich während des Rennens nicht so präsent. Problematisch ist der Wind, weil er dazu beiträgt, dass mir im wahrsten Sinne des Wortes sukzessive eiskalt wird.

Mein Körper ist marathonoptimiert, mein Körperfettanteil gering, die Isolierung nicht besonders …

Ich gehe mit 1:20:39 noch relativ planmäßig bei der Halbmarathonmarke durch.

Km 22 führt uns kurvig in die Altstadt. Der Regen wechselt zu Starkregen: Den Scheibenwischer hätte ich auf höchste Stufe gestellt, nur leider sitze ich in keinem Auto. Es ist unglaublich!

Ich will laut schreien: „Wieso???“ und beruhige mich irgendwie „Vergiss diese Frage: Renn!!!“

Der Regen ist so stark, dass ich phasenweise kaum 50 m weit sehe. Auch verliert sich meine Gruppe. – Der Kampf ums Überleben ist gefühlt eingeläutet.

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Zuschauerinnen sind von nun an verständlicherweise Mangelware. Dazu kommt, dass uns das Rennen nun – gelinde gesagt – in die Pampa führt.

Spätestens ab km 25 muntern die wenigen ZuschauerInnen unter Regenschirmen und in Ponchos geworfen zum „Durchhalten“ auf. Als Frau bekomme ich da eh noch mehr Aufmerksamkeit. Ich darf also nicht meckern … Jede positive Stimme zählt jetzt. Ja, der Countdown beginnt heute bei km 25. Platsch, platsch, platsch – Kilometer für Kilometer. Mir ist unendlich kalt, aber ICH LASSE NICHT LOCKER. Platsch, platsch, platsch … Vermutlich wiegen meine Schuhe nun jeweils mal 2.
Die Kälte macht sich pulsmäßig bemerkbar. Ab km 30 sinkt der Puls im Verhältnis zur Laufleistung unverhältnismäßig ab.

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Ca bei km 32 laufen wir durch das Stadio Atletica.

Ein Highlight hätte das wohl sein sollen: Doch im Stadion ist kein Mensch, nur die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen stehen am Ein- und Ausgang. Die 300 m auf der Bahn laufen sich aber gut: keine Lacken 😉

Etwa bei km 34 eine Rampe: Eine Überquerung oder Brücke? – Ich weiß es nicht mehr. Überhaupt habe ich ab km 23 lückenhafte Erinnerungen. Jedenfalls steht da Helmut Schmuck – selbst triefend nass – und feuert mich an. Meine Erinnerung daran ist verschwommen … Helmut sagt mir aber in späteren Gesprächen, dass ich mich zumindest laufstilmäßig auch dort ordentlich fortbewege.

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Bei km 38 allerdings tauche ich nicht mehr unmittelbar nach einer Gruppe auf, die sich Helmut Schmuck eingeprägt hatte. Er befürchtet schon, ich wäre ausgestiegen – wie es so viele an diesem Tag sind. Zu dieser Zeit bin ich schon in Trance. Ich nehme Helmut nicht wahr.

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An den Zieleinlauf kann ich mich überhaupt nicht erinnern.
2:46.24, 6. Dame gesamt, 2. Europäerin – Das mein Ergebnis im härtesten Rennen meines bisherigen Lebens.

km42_1

km 42,195 – Zieleinlauf (Screenshot Video)

ICH HABE ALLES GEGEBEN und bin BEI DIESEN VERHÄLTNISSEN die DRITTSCHNELLSTE ÖSTERREICHISCHE FRAUENZEIT 2017 gelaufen.

Die schnellsten Männer (Bruttozeiten/Nettozeiten)
1 EGASA ZELALEM BACHA (BRN) 2:14:41
2 TEMECHACHU TADESSE M. (ETH) 2:14:41
3 KIRWA GILBERT KIPRUTO (KEN) 2:16:18
4 MENGICH MOSES (KEN) 2:21:38
5 EL MAZOURY AHMED (ITA) 2:24:09
6 EL FATHAOUI YASSINE (ITA) 2:26:33
7 SANTORO DARIO (ITA) 2:26:45
8 TOCCO LUCA (ITA) 2:27:17
9 CHEBOIT SILAS (KEN) 2:27:40
10 LEFEBVRE LUDWIG (BEL) 2:28:21/2:28:18

Die schnellsten Frauen (Bruttozeiten/Nettozeiten)
1 ARISSI DIRE TUNE (ETH) 2:28:55
2 AMENTE SOROME NEGASH (ETH) 2:29:46
3 DUBISO MESERA HUSSEN (ETH) 2:32:05/2:32:03
4 KIRK ELINOR (GBR) 2:36:22/2:36:21
5 TANUI EULITER JEPCHIRCHI (KEN) 2:40:37/2:40:35
6 ZIPSER KATHARINA (AUT) 2:46:26/2:46:24
7 RUSH HOLLY (GBR) 2:51:25/2:51:14
8 CUNICO MAURIZIA (ITA) 2:53:51
9 PROTO EMILY (GBR) 2:54:37/2:54:20
10 MUGNO ANNA LAURA (ITA) 2:54:48/2:54:44

Hinter der Ziellinie falle ich irgendwie ins Rettungszelt. Die Liegen sind belegt (und das obwohl von 9.000 Starten nur 54 Männer und 5 Frauen vor mir die Ziellinie überquert hatten): Etliche vor Kälte zitternde, winselnde, die Augen drehende Männer …

Mir ist nicht speziell kalt in den Fingern oder Füssen, mir ist kalt, wie ich es bisher nicht kenne: als Ganzes. Ich zittere von Oben bis Unten, kann kaum noch stehen, kann mich nicht artikulieren und lasse mich mit Decken umhüllen und mir den Rücken von Sanitätern wärmen … Ich möchte aus dem Zelt, um nach Helmut Ausschau zu halten, der mich sicher sucht – so weit kann ich denken -, bin mir aber gleichzeitig bewusst, dass ich das jetzt nicht schaffe …

Irgendwann sehe ich Helmut vom Zelt aus und der Sanitäter holt ihn herein. Eine knappe Stunde später sitzen wir geduscht bei Huhn und Pommes in der Trattoria Nerone.
Um 14:30 Uhr steige ich in den Zug.

Die Enttäuschung bricht über mich herein. Bittere Tränen rinnen bis Padova unaufhörlich über meine Wangen. Wie viel hatten Reinhard und ich in dieses Rennen investiert. Training nach der Arbeit, vor der Arbeit, vom Training direkt in den Hörsaal – das ist nicht immer lustig – und heute wollte ich dafür belohnt werden.

Im Leben kann man nicht alles beeinflussen.

In Padova steige ich um. Einige ganz besondere Menschen heitern mich bis dahin auf und lassen mich sehen, was ich dennoch geleistet habe. DANKE dafür!

Ab Padova Geburtstagsstimmung und ich freue mich, am Bahnhof abgeholt zu werden und auf ein schönes Geburtstagsessen. 🙂

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Anmerkung am Rande: Wahl zu Österreichs Leichtathleten des Jahres

Voting Leichtathlet des Jahres 2017
Ich freue mich riesig über die Nominierung zu Österreichs Leichtathletin des Jahres. Eine unglaubliche Ehre wird mir durch diese Nominierung zuteil. DANKE, DANKE, DANKE!

Gemeinsam mit 15 ganz gewaltigen Spitzenathletinnen werde ich hier in der Kategorie Frauen vorgeschlagen. Das ist sooo crazy.

Bis 26.12.2017 kannst du deine Stimme zur Wahl der LeichtatletIn des Jahres noch abgegeben. Und zwar hier: http://www.top-meetings.at/de/athletenwahl.

Dort findest zu allen nominierten Athleten und Athletinnen entsprechende Informationen. Gewählt wird in den Kategorien Männer, Frauen, Nachwuchsathletin, Nachwuchsathlet, Mastersathlet und Masterathletin 🙂

Einfach Link anklicken, Namen auswählen, abschicken und Mail bestätigen.
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Nominiert bin ich aufgrund meiner Leistung bei der heurigen Weltmeisterschaft Berglauf Langdistanz in Premana/Italien. Ich belegte bei dieser WM Platz 12.

Firenze Marathon – 2:46:24 bei surrealen Bedingungen – Starkregen, 7 Grad

The 34th edition of the Asics Firenze Marathon was truly epic, with a dry start that was interrupted shortly with pouring rain and plunging temperatures that dropped to just 7 degrees Celsius and even lower as the rain gained intensity. The athletes crossed the finish line almost destroyed, tapping into their deepest psychological and physical resources to complete their goal.[…]“, so leitet der Veranstalter des Firenze Marathon 2017 (Firenze Marathon – Homepage) seinen Bericht ein.

Aber fangen wir vorne an …

Das Wichtigste zuerst 🙂 #nutsaboutrunning

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Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

... und was Frau sich so zum Geburtstag schenkt:

Zu meinem 34. Geburtstag will ich mir selbst ein schönes Geschenk machen und entscheide mich für einen Start beim FIRENZE MARATHON 2017.

42,195 km möchte ich durch die v.a. in der Renaissance – zur Zeit der Medici – florierende Handels- und Kulturstadt laufen, in der Michelangelo, Leonardo da Vinci und Co ihre Spuren hinterlassen und die 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wird.

Die Stadt kenne ich von zahlreichen Aufenthalten. 2003 z.B. verbringe ich einen Großteil des Sommers dort, später studiere ich mitunter in Siena, das eine Busstunde entfernt liegt und arbeite auch in der Gegend. Touristin bin ich diesmal nicht. Alles ist auf Marathon ausgerichtet.

Um gut organisiert am Start zu stehen, reise ich bereits am Donnerstag an. Die Strecke plane ich nicht groß zu besichtigen, ich möchte in Ruhe meine Startunterlagen abholen, mich gut über Labestellen etc. informieren, ein bisschen joggen, nach meinen Wünschen essen, dem Rennen entspannt und mit Freude entgegenblicken … und gut und viel im Vorfeld schlafen.

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empfehlenswert: Trattoria Nerone (probiert habe ich Polenta, Pasta und Pizza)

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meine Lieblingskohlenhydrate: REIS im Le sorgenti (ausgezeichnetes chinesisches Restaurant in Florenz)

Zu meiner Marathonvorbereitung:

Viel habe ich in diese Marathonvorbereitung investiert.

Am 6. August starte ich bei der Berglauf WM Langdistanz.

Der 12. Platz bei der diesjährigen Weltmeisterschaft ist ein wunderschöner Erfolg für mich, gleichzeitig auch der Abschluss meines Berglaufsommers 2017. Am Anschluss raste und erhole ich mich gut zwei Wochen lang. Dann fällt der Start für das Marathontraining.

Frisch und munter starte ich also am 22. August in die Marathonvorbereitung. Keine Wehwehchen, gut erholt und v.a. gut gelaunt. Die erste Woche dient mit ca. 100 km als sanfter Einstieg. Es folgt der erste Trainingsblock.

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GEMEINSAM STATT EINSAM – mit Günter Schneider und Fredi Pircher nach einem gemeinsamen langen Lauf

Dieses Marathontraining unterscheidet sich von da an massiv von meinen bisherigen Vorbereitungen: Wie bisher bauen mein Trainer Reinhard Kessler  (PS.: Bei Reinhard und seinem Partner Erich Rettenegger ist Frau und Mann auf der Suche nach Schuhen in allerbesten Händen.) und ich auf Umfängen von ca. 130 km, in manchen Wochen wird es etwas mehr – abgestimmt auf die mir zur Verfügung stehenden Energieressourcen neben einem anspruchsvollen Vollzeitberuf. Neben 8 – 10 Laufeinheiten, versuche ich ca. 2 – 3 Mal die Woche Yoga zu machen und mache regelmäßig vor dem Schlafengehen spezielle Übungen für einen stabilen Rumpf (insbesondere diverses Planking). Was das konkrete Lauftraining betrifft, setzen wir weiterhin auf lange, ruhige Einheiten, sowie durch ordentliches Ein- und Auslaufen abgerundete Einheiten mit x-mal 1 oder 2 km etwas unter Marathontempo. Anders als bisher investieren wir in Lauf-ABC und schnelle Meter (100er, 200er).

Ca. zweimal pro Woche steht Reinhard früh morgens mit mir auf der Bahn. Den Großteil des Trainings absolviere ich aus organisatorischen Gründen alleine. Meist ist es für mich schwer abschätzbar, wann ich mit dem Training beginnen kann, oft ist es spät, mit der Zeitumstellung im November dann auch dunkel. Bei der ein oder anderen Einheit habe ich aber Gesellschaft. Ich laufe insbesondere mit Günter Schneider, Fredi Pircher, Christopher Kah und Lukas Kocher. Ab und an habe ich Radbegleitung.

An dieser Stelle möchte ich herzlich ,Danke‘ sagen! Für die vielen schönen Laufmeter, für den Austausch, das gemeinsame Lachen und Schwitzen und nicht zuletzt fürs Tempomachen. Danke, Günter! Danke Fredi! Danke, Lukas! Danke, Christopher!

Das Training, wie wir es Mitte August planen, ist auf eine Endzeit von 2:42/43 ausgelegt. Abgesehen von einer Phase von ca. einer Woche Anfang Oktober, in der ich mich schwach fühle, läuft die Vorbereitung ausgezeichnet. Ich kann das Training zu 100 % ausführen und am meisten freue ich mich, wenn ich morgens – meist auf die Minute pünktlich – auf Reinhard am Tivoli treffe. Für jede Minute Verspätung verspreche ich eine Liegestütz zu machen: Gesamt werden es fünf.

Meine Laune ist bei diesen Zusammentreffen grundsätzlich 1a, denn es freut mich unglaublich zu sehen, wie viel Herzblut und Schweiß ein Trainer ohne zu Schwitzen in ein Marathontraining stecken kann. In den letzten zwei, drei Wochen vor dem Marathon zeigt sich, dass ich mich tempomäßig sehr gut entwickelt habe. Die marathonspezifischen Kilometer kann ich konstant mehr als deutlich unter den von Reinhard angesetzten Kilometerzeiten laufen, sodass uns – wenn alles gut geht – eine Zeit auch unter 2:42 h nicht unmöglich erscheint. Einige Hühnchen mussten verdaut werden, um festzulegen, dass ich mich am 26. November selbstbewusst und mit einem Strahlen an den Start stellen und mit 3:48/9min/km anlaufen möchte.

weiter geht’s mit Teil 2

LA TOP TEN MASCHILE
1 EGASA ZELALEM BACHA (BRN) 2:14:41
2 TEMECHACHU TADESSE M. (ETH) 2:14:41
3 KIRWA GILBERT KIPRUTO (KEN) 2:16:18
4 MENGICH MOSES (KEN) 2:21:38
5 EL MAZOURY AHMED (ITA) 2:24:09
6 EL FATHAOUI YASSINE (ITA) 2:26:33
7 SANTORO DARIO (ITA) 2:26:45
8 TOCCO LUCA (ITA) 2:27:17
9 CHEBOIT SILAS (KEN) 2:27:40
10 LEFEBVRE LUDWIG (BEL) 2:28:21

LA TOP TEN FEMMINILE
1 ARISSI DIRE TUNE (ETH) 2:28:55
2 AMENTE SOROME NEGASH (ETH) 2:29:46
3 DUBISO MESERA HUSSEN (ETH) 2:32:05
4 KIRK ELINOR (GBR) 2:36:22
5 TANUI EULITER JEPCHIRCHI (KEN) 2:40:37
6 ZIPSER KATHARINA (AUT) 2:46:26
7 RUSH HOLLY (GBR) 2:51:25
8 CUNICO MAURIZIA (ITA) 2:53:51
9 PROTO EMILY (GBR) 2:54:37
10 MUGNO ANNA LAURA (ITA) 2:54:48

Berichte zum Marathon u.a.:

firenzemarathon (English Version)

runnersworld it

Magazine podisti