Rückblick 2017

2017 wahl leichtathletin des Jahres Glasfluegel

Ivona Dadic wir Leichtathletin des Jahres 2017. Ich belege hinter Verena Preiner und Andrea Mayr Platz 4.

 

Das Jahr 2017 endet für mich äußerst erfreulich mit einem 4. Platz bei der Wahl des OELV zur Leichtathletin des Jahres 2017 hinter den beiden Mehrkämpferinnen Ivona Dadic und Verena Preiner sowie auf Platz 3 der u.a. 6-fachen Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr. Ich bedanke mich herzlich für eure Stimmen!

Zur Wahl nominiert war ich aufgrund meiner Leistung bei der WM Berglauf Langdistanz in Premana/Italien. –

Anlass genug, um über dieses Rennen doch noch ein paar Zeilen zu schreiben.

 

Neben dem Vienna City Marathon und dem Florenz Marathon (Für die jeweilige Berichte einfach auf den Link klicken.) war dieses Rennen eines der drei Highlights meines Sportjahres. (Detail am Rande: Wetterbedingungen 3mal ausbaufähig *gg*)

 

WM Berglauf Langdistanz, Premana/Italien 2017

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WM Berglauf Langdistanz – 25. Ausgabe des Giir di Mont

4:17:00 war ich am 6. August 2017 unterwegs, drei Berge galt es zu überwinden, gesamt 32 km und 2900 Hm standen bergauf und bergab am Programm. Der 12. WM-Platz war für mich ein schöner Erfolg.

Strecke WM Berglauf Langdistanz 2017

Strecke – WM Berglauf Langdistanz Premana/Italien

 

Auf der Grafik sieht die Strecke ganz lieblich aus, alles grün, besonders hoch geht es nicht hinauf. Wir bewegen uns zwischen 900 und 2100 m ü.M. Doch der Schein trügt …

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… und ich bin froh, dass ich mit Helmut Schmuck die Woche zwischen WM Berglauf Up&Down und WM Langdistanz vorort verbringen darf und so die Strecke abschnittsweise besichtigen kann. Nicht umsonst wird der Giir di Mont, in dessen Rahmen die WM Berglauf Langdistanz stattfindet, auch als Sky Race ausgetragen.

 

 

Strecke WM Berglauf Langdistanz 2017

Start ist in Premana – Das ist das kleine Bergdorf links im Bild. Von dort führt die Strecke gegen den Uhrzeigersinn erst steil abwärts in eine Senke und dann wie ersichtlich über drei Bergrücken auf einem Rundkurs wieder nach Premana.

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Unser erkämpftes Essen in der Vorbereitungswoche

 

Die technisch äußerst anspruchsvollen Steigerl und extremen Anstiege lassen die die WM-Strecke spätestens, als kurz nach dem Start (bei warmen Temperaturen) Regen einsetzt – wir befinden uns gerade im ersten Anstieg – zu einer echten Herausforderung werden.

 

 

 

 

 

 

Hier Gas zu geben, d.h. im Downhill über nasse Felsen zu springen, erweist sich als echte Mutprobe. Chiarino, Bocchetta Larec und Deleguaggio sind die drei „Bergankünfte“.

Zwischenzeiten WM Berglauf Langdistanz Premana

Rennverlauf (links Abschnitte mit Platzierung, rechts Position an der jeweiligen Zwischenzeit)

Mit viel Distanz betrachtet, bin ich das Rennen geschickt verhalten angegangen:

davPosition 18 nach der ersten kurzen Abwärtspassage – dort verständlicherweise ein wildes Gerangel im WM-Feld (Männer und Frauen starten gemeinsam), aus dem ich mich möglichst raushalten möchte – und dem ersten Anstieg nach Chiarino. Im ersten Downhill wechseln sich noch die Positionen: Ich werde überholt und überhole. Im Downhill bin ich noch recht zurückhaltend, doch ich stelle fest, dass ich mich, wenn ich nicht, was ich mir aufwärts mühsam erkämpfe, abwärts verlieren möchte, mehr Risiko gehen muss. 19. Zwischenzeit in diesem Sektor. – Das muss besser werden.

Helmut Schmuck steht in der ersten Senke und ruft mir die Position zu. Ich ärgere mich über meine Downhill-Performance, doch andererseits muss ich einfach erkennen: Das ist WM, da rennen manche abwärts als gäbe es kein Morgen. Andere sind eben besser, viel besser. Villumsen zum Beispiel: Sie fällt mir besonders auf, als sie an mir abwärts im ersten Downhill regelrecht vorbeifliegt … (So ganz am höchsten Punkt dürften die Matten nicht gelegen haben, denn ich bin mir sehr sicher, einen dänischen Pfitschipfeil mit offenem Mund wahrgenommen zu haben …)

Im direkten Vergleich – siehe Grafik – wird deutlich, dass sie abwärts einfach top performt, hinauf vergleichsweise mehr Mühe hat.Zwischenzeiten WM Berglauf Langdistanz Premana Villumsen

Im zweiten Anstieg mache ich Plätze gut. 11. Aufstiegszeit. Am höchsten Punkt des Rennens liege ich auf Position 14. 18. Downhillzeit am zweiten Abstieg und ich schwöre, ich hab die Handbremse längst nicht mehr angezogen!!! Position 17. im Tal, aber ich spüre da geht jetzt noch was.

 

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Helmut Schmuck erwartet mich vor dem dritten Anstieg und beobachtet die unmittelbare Konkurrenz, die ich kurz darauf überholen werde

Ich fühle mich voller Energie! Jetzt heißt es Krokodil spielen. Tatsächlich gelingt mir am langen letzten Anstieg die 10. schnellste Aufstiegszeit, auf den letzten Metern muss ich mich nicht quälen, sondern grinse: Ich hab mir das Rennen für meine Verhältnisse richtig gut eingeteilt. Es macht Spaß! Natürlich motiviert es, wenn man gegen Ende des Rennens sich deutlich nach vorne kämpfen kann. Ich weiß, ich liege bei der Bergankunft auf Position 12 und verdammt noch mal – Ich schenk jetzt nichts mehr her!

 

Hinunter über Felsen und steinige Wege gehe ich ein ziemliches Risiko. Da ich aber körperlich nicht allzu erschöpft bin – unter anderen Umständen wäre das koordinativ und von der Konzentration her für mich vermutlich nicht machbar gewesen -, ist das in Ordnung.

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km-Markierungen

Ich halte meine Position im Damenrennen, kann sogar noch ein paar Männer einholen. Verschont bleibt mein Körper aber auf diesem Downhill nicht. Irgendwann als ich gerade einen Mann überholt habe, komme ich frontal zum Sturz und schlage mir Knie und Knöchel ein wenig auf. (Gut, dass ich 1a Kompressionsstrümpfe trage. Die erfahren hier ein alternatives Einsatzgebiet.) Bei diesem Rennen und dazu den rutschigen Bedingungen steht ein kleiner Sturz in praktisch jedermanns Rennprotokol.

Nach 4:17 im Ziel bin ich überglücklich. Team Österreich mit Lukas Gärtner (Platz 28, 3:43:28) und Daniel Jochum (Platz 55, 4:14:00) hat allen Grund zum Feiern! Und überhaupt sind After-Race Partys und das abendliche Zusammensitzen der Nationen wohl so ziemlich das schönste an diesem tollen Sport!

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Von den USA bekomme ich ein Singlet, von GB ein altes Longsleeve und eine Jacke. Die schönsten Souveniers der Welt! So cool!

 

 

 

 

 

 

Der WM-Bericht des OELV, verfasst von Helmut Schmuck:

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Das Rennen – Firenze Marathon – 2:46:24 bei surrealen Bedingungen – Starkregen, 7 Grad Tendenz abnehmend

Teil 2     (Was bisher geschah – Teil 1 findest du <hier>.)

Sonntag nach dem Training startet die Saltindiät: Ab jetzt keine Kohlenhydrate …

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Vorbei an „sweet and juicy“. – Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

Bis Mittwoch Abend plane ich, nahezu 0 % Kohlenhydrate zu essen: keine klassischen Kohlenhydrate (keine Kartoffeln, kein Reis, keine Polenta, keine Nudeln (kein besonderer Verzicht), kein Brot), kein Müsli – da kullern die Tränen, keine Beeren, generell keine Früchte (mit Ausnahme der Avocado), nur spezifisches Gemüse (wobei ich keines gegessen habe), keine Säfte oder Gesüßtes, keine Milchprodukte (Milchzucker!) … Gefrühstückt habe ich Graukäse, außerdem gab es Räucherlachs, Hüttenkäse, Avocado, Faschiertes, Steak, … Gegönnt habe ich mir fettarme Buttermilch (4 % Kohlenhydrate).

Graukäse

Frühstück

Ob diese Diät was bringt? – Viele schwöre darauf; man weiß es nicht. Und irgendwo ist es für mich auch gar nicht so wichtig, ob der Nutzen dieser Diät wissenschaftlich zu belegen ist; diese Diät ist für mich ein Baustein meines Marathonkonzepts: 42,195 km – das ist für mich nicht eigentlich „Marathon“: Marathon ist so viel mehr …

In Stein gemeißelt

In Stein gemeißelt. – Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

Mittwochmorgen steht Reinhard ein letztes Mal mit mir auf der Bahn. Wir machen ein letztes Mal Lauf-ABC und 100er. Dann geht es in die Arbeit. Die Waage unterstützt meinen schwachen Geist und nur knapp über 46 kg argumentieren dafür, direkt nach der Bahneinheit Kohlenhydrate zu essen und nicht auch noch die dreimal 1500 m am Abend mit leeren Speichern zu laufen. Mit Huhn und weißem Reis gestärkt laufen sich diese locker und unbeschwert.

Sweet bananas 87 % Kohlenhdrate ;-) mjami

Sweet bananas von naturalpower: 87 % Kohlenhdrate 😉 mjami

Am Donnerstag geht der Zug nach Florenz. Schon am frühen Nachmittag komme ich an. (Die Unterkunft nenne ich an dieser Stelle nicht, sie ist zwar bahnhofsnah aber definitiv nicht zu empfehlen.) Es folgt ein lockerer Lauf zur Media World, um einen Wasserkocher zu erstehen und ein herrliches Abendessen beim Chinesen Le Sorgenti. Dort schmeckt es mir so gut, dass ich Freitagmittag wieder hier einkehre, ehe ich meine Startunterlagen am Campo di Marte abhole. Meine Eigenverpflegung, so der sehr bemühte Rennleiter Fulvio Massini, möge ich bitte Samstagnachmittag vorbeibringen.

Bevor es abends Polenta mit Faschiertem in der Trattoria Nerone ums Eck gibt, verlaufe ich mich ein wenig bei meiner vorletzten Einheit vor dem Marathon. Florenz ist voll mit Baustellen!

Ab Samstagmorgen passt Helmut Schmuck auf mich auf. Er reist mit dem Nachtzug an und quartiert sich im Hotel gegenüber ein. Von dort holt er mittags übrigens auch das Salz, um meine Getränke vorzubereiten, ehe wir sie am Campo di Marte abgeben wollen. Salz: in Frau Zipsers Hotel nicht erhältlich … Letzte Laufeinheit: Joggen und dreimal 200m schnell.

Meine Eigenverpflegung

Meine Eigenverpflegung: gefüllt mit „Power Plex Energy Transmitter“ und „Iso Fit Mango“ von naturalpower

Am Campo di Marte herrscht Hektik, die Flaschen will man uns nicht abnehmen, der Rennleiter hat alle Hände voll zu tun … Ein Moment der Nervosität kommt auf und als ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ich nun bereits 3,5 h in das Abgeben der Flaschen investiere, werde ich unruhig. Schließlich übernimmt Helmut Schmuck und ich fahre ins Hotel, um vor dem Abendessen noch zu rasten.

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Helmut und ich zuversichtlich am Vortag beim Einlaufen

Ich schlafe gut. – Vielleicht auch, weil ich weiß, dass ich die letzten Nächte viel geschlafen habe und es kein Problem wäre, wenn es sich heute nicht so ruhig ruhen würde.

Sonntag, 26.11.2017 – Gießkannenwetter und das Sprießen erster grauer Geburtstagshaare

5:45 Uhr – Der Wecker klingelt. Ich schalte kurz das Handy an: SMS von Helmut Schmuck „Wetter 10 grad – passt!“ Ich hüpfe aus dem Bett und freue mich: Heute ist Marathon. 

Piep, piep, piep … Ohhh, wie schön: Geburtstagswünsche! Jetzt aber muss das Handy zur Seite: Dafür ist nach dem Marathon genug Zeit 😉 Als erstes wird jetzt heißes Wasser gekocht: Für einen Espresso zum Aufwachen, meinen Tee – mein Frühstück im Zimmer. Ich esse zwei Milchbrötchen. – Damit bin ich bisher gut gefahren. Den Tee süße ich heute mit Power Plex Energy Transmitter.

Um 7:30 Uhr holt mich Helmut Schmuck ab und wir machen uns auf Richtung Start auf der Piazza del Duomo. Knapp einen Kilometer ist dieser entfernt: Ein bisschen orientieren, links, rechts schauen, Toilette aufsuchen etc.

Ich wärme mich in langer Hose und Longsleeve bis zuletzt auf bzw. laufe ein wenig ein; da ich das Privileg habe, aus dem Eliteblock starten zu dürfen, muss ich erst wenige Minuten vor 8:30 Uhr hinter der Startlinie sein.

Start Marathon Florenz 2017

Anspannung am Start (Quelle: unbekannt, hat mir ein Freund geschickt)

8:30 Uhr. Der Startschuss fällt. Mit 3:48/49 min/km hatte ich mir vorgenommen anzulaufen und genau das tue ich. Keineswegs schneller, denn dieses Tempo möchte ich möglichst bis zum Schluss halten; Das ist ambitioniert genug!

Ein erster km in 3:35 wäre natürlich möglich, aber laktattechnisch doch ziemlich daneben 🙂 Der erste km passt perfekt, ich komme gut ins Rennen. Das Feld beruhigt sich rasch und ich finde bald zwei Läufer, die offensichtlich ähnliches vorhaben wie ich.

Km 2: Es beginnt zu regnen …Was? Jetzt schon?“ Ok, ich hatte mit Regenschauern im Verlauf des Rennens gerechnet, … aber so bald?! Der Himmel sah doch gerade noch recht freundlich aus … Ich denke an die Worte meines Trainers: „Bei Regen rutscht du. Nachsatz: Nach vorne.“ Diesen Satz murmele ich vor mir her und laufe, laufe, laufe …

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Streckenplan Firenze Marathon 2017

Da der Kurs kreuz und quer durch und um Florenz führt und Helmut Schmuck engagiert, interessiert und flott ist, sieht er mich bis zur Halbmarathonmarke bereits dreimal. Natürlich motiviert das.
Schritt, Schritt, Schritt, spätestens seit km 2,5 bin ich platschnass. Die Haare, die Kleidung, die Schuhe, alles trieft … Lacken (= Pfützen) häufen sich.


Es wird immer schwerer, die Überzeugung, dass Regen schneller macht, ernsthaft aufrecht zu erhalten …

Schmuck Halbmarathon Marke

Die Halbmarathonmarke

Bei km 20/21 sind wir dem Fluss Arno entlang unterwegs. Der Wind nimmt zu.

Viele Mitläuferinnen beschweren sich im Nachhinein sehr über den Wind; er hätte sie beim Laufen massiv behindert. Der schnellste Italiener, Ahmed El Mazoury – gesamt 5. in 2:24’09” – habe, so runnersworld.it, gesagt, der Winde wäre so störend gewesen, dass ein technisch sauberes Laufen nicht mehr möglich gewesen wäre,

vgl. dort:
Per dare un’idea delle condizioni in cui gli atleti si sono trovati a correre bastano per tutti le parole di El Mazoury: «Le condizioni di gara erano pessime. Già a metà gara il vento mi ha stravolto la tecnica di corsa. Peggio di così non poteva essere!»

Der Wind als stoppender oder den Laufschritt störender Gegner ist für mich während des Rennens nicht so präsent. Problematisch ist der Wind, weil er dazu beiträgt, dass mir im wahrsten Sinne des Wortes sukzessive eiskalt wird.

Mein Körper ist marathonoptimiert, mein Körperfettanteil gering, die Isolierung nicht besonders …

Ich gehe mit 1:20:39 noch relativ planmäßig bei der Halbmarathonmarke durch.

Km 22 führt uns kurvig in die Altstadt. Der Regen wechselt zu Starkregen: Den Scheibenwischer hätte ich auf höchste Stufe gestellt, nur leider sitze ich in keinem Auto. Es ist unglaublich!

Ich will laut schreien: „Wieso???“ und beruhige mich irgendwie „Vergiss diese Frage: Renn!!!“

Der Regen ist so stark, dass ich phasenweise kaum 50 m weit sehe. Auch verliert sich meine Gruppe. – Der Kampf ums Überleben ist gefühlt eingeläutet.

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Zuschauerinnen sind von nun an verständlicherweise Mangelware. Dazu kommt, dass uns das Rennen nun – gelinde gesagt – in die Pampa führt.

Spätestens ab km 25 muntern die wenigen ZuschauerInnen unter Regenschirmen und in Ponchos geworfen zum „Durchhalten“ auf. Als Frau bekomme ich da eh noch mehr Aufmerksamkeit. Ich darf also nicht meckern … Jede positive Stimme zählt jetzt. Ja, der Countdown beginnt heute bei km 25. Platsch, platsch, platsch – Kilometer für Kilometer. Mir ist unendlich kalt, aber ICH LASSE NICHT LOCKER. Platsch, platsch, platsch … Vermutlich wiegen meine Schuhe nun jeweils mal 2.
Die Kälte macht sich pulsmäßig bemerkbar. Ab km 30 sinkt der Puls im Verhältnis zur Laufleistung unverhältnismäßig ab.

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Ca bei km 32 laufen wir durch das Stadio Atletica.

Ein Highlight hätte das wohl sein sollen: Doch im Stadion ist kein Mensch, nur die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen stehen am Ein- und Ausgang. Die 300 m auf der Bahn laufen sich aber gut: keine Lacken 😉

Etwa bei km 34 eine Rampe: Eine Überquerung oder Brücke? – Ich weiß es nicht mehr. Überhaupt habe ich ab km 23 lückenhafte Erinnerungen. Jedenfalls steht da Helmut Schmuck – selbst triefend nass – und feuert mich an. Meine Erinnerung daran ist verschwommen … Helmut sagt mir aber in späteren Gesprächen, dass ich mich zumindest laufstilmäßig auch dort ordentlich fortbewege.

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Bei km 38 allerdings tauche ich nicht mehr unmittelbar nach einer Gruppe auf, die sich Helmut Schmuck eingeprägt hatte. Er befürchtet schon, ich wäre ausgestiegen – wie es so viele an diesem Tag sind. Zu dieser Zeit bin ich schon in Trance. Ich nehme Helmut nicht wahr.

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An den Zieleinlauf kann ich mich überhaupt nicht erinnern.
2:46.24, 6. Dame gesamt, 2. Europäerin – Das mein Ergebnis im härtesten Rennen meines bisherigen Lebens.

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km 42,195 – Zieleinlauf (Screenshot Video)

ICH HABE ALLES GEGEBEN und bin BEI DIESEN VERHÄLTNISSEN die DRITTSCHNELLSTE ÖSTERREICHISCHE FRAUENZEIT 2017 gelaufen.

Die schnellsten Männer (Bruttozeiten/Nettozeiten)
1 EGASA ZELALEM BACHA (BRN) 2:14:41
2 TEMECHACHU TADESSE M. (ETH) 2:14:41
3 KIRWA GILBERT KIPRUTO (KEN) 2:16:18
4 MENGICH MOSES (KEN) 2:21:38
5 EL MAZOURY AHMED (ITA) 2:24:09
6 EL FATHAOUI YASSINE (ITA) 2:26:33
7 SANTORO DARIO (ITA) 2:26:45
8 TOCCO LUCA (ITA) 2:27:17
9 CHEBOIT SILAS (KEN) 2:27:40
10 LEFEBVRE LUDWIG (BEL) 2:28:21/2:28:18

Die schnellsten Frauen (Bruttozeiten/Nettozeiten)
1 ARISSI DIRE TUNE (ETH) 2:28:55
2 AMENTE SOROME NEGASH (ETH) 2:29:46
3 DUBISO MESERA HUSSEN (ETH) 2:32:05/2:32:03
4 KIRK ELINOR (GBR) 2:36:22/2:36:21
5 TANUI EULITER JEPCHIRCHI (KEN) 2:40:37/2:40:35
6 ZIPSER KATHARINA (AUT) 2:46:26/2:46:24
7 RUSH HOLLY (GBR) 2:51:25/2:51:14
8 CUNICO MAURIZIA (ITA) 2:53:51
9 PROTO EMILY (GBR) 2:54:37/2:54:20
10 MUGNO ANNA LAURA (ITA) 2:54:48/2:54:44

Hinter der Ziellinie falle ich irgendwie ins Rettungszelt. Die Liegen sind belegt (und das obwohl von 9.000 Starten nur 54 Männer und 5 Frauen vor mir die Ziellinie überquert hatten): Etliche vor Kälte zitternde, winselnde, die Augen drehende Männer …

Mir ist nicht speziell kalt in den Fingern oder Füssen, mir ist kalt, wie ich es bisher nicht kenne: als Ganzes. Ich zittere von Oben bis Unten, kann kaum noch stehen, kann mich nicht artikulieren und lasse mich mit Decken umhüllen und mir den Rücken von Sanitätern wärmen … Ich möchte aus dem Zelt, um nach Helmut Ausschau zu halten, der mich sicher sucht – so weit kann ich denken -, bin mir aber gleichzeitig bewusst, dass ich das jetzt nicht schaffe …

Irgendwann sehe ich Helmut vom Zelt aus und der Sanitäter holt ihn herein. Eine knappe Stunde später sitzen wir geduscht bei Huhn und Pommes in der Trattoria Nerone.
Um 14:30 Uhr steige ich in den Zug.

Die Enttäuschung bricht über mich herein. Bittere Tränen rinnen bis Padova unaufhörlich über meine Wangen. Wie viel hatten Reinhard und ich in dieses Rennen investiert. Training nach der Arbeit, vor der Arbeit, vom Training direkt in den Hörsaal – das ist nicht immer lustig – und heute wollte ich dafür belohnt werden.

Im Leben kann man nicht alles beeinflussen.

In Padova steige ich um. Einige ganz besondere Menschen heitern mich bis dahin auf und lassen mich sehen, was ich dennoch geleistet habe. DANKE dafür!

Ab Padova Geburtstagsstimmung und ich freue mich, am Bahnhof abgeholt zu werden und auf ein schönes Geburtstagsessen. 🙂

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Anmerkung am Rande: Wahl zu Österreichs Leichtathleten des Jahres

Voting Leichtathlet des Jahres 2017
Ich freue mich riesig über die Nominierung zu Österreichs Leichtathletin des Jahres. Eine unglaubliche Ehre wird mir durch diese Nominierung zuteil. DANKE, DANKE, DANKE!

Gemeinsam mit 15 ganz gewaltigen Spitzenathletinnen werde ich hier in der Kategorie Frauen vorgeschlagen. Das ist sooo crazy.

Bis 26.12.2017 kannst du deine Stimme zur Wahl der LeichtatletIn des Jahres noch abgegeben. Und zwar hier: http://www.top-meetings.at/de/athletenwahl.

Dort findest zu allen nominierten Athleten und Athletinnen entsprechende Informationen. Gewählt wird in den Kategorien Männer, Frauen, Nachwuchsathletin, Nachwuchsathlet, Mastersathlet und Masterathletin 🙂

Einfach Link anklicken, Namen auswählen, abschicken und Mail bestätigen.
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Nominiert bin ich aufgrund meiner Leistung bei der heurigen Weltmeisterschaft Berglauf Langdistanz in Premana/Italien. Ich belegte bei dieser WM Platz 12.

Firenze Marathon – 2:46:24 bei surrealen Bedingungen – Starkregen, 7 Grad

The 34th edition of the Asics Firenze Marathon was truly epic, with a dry start that was interrupted shortly with pouring rain and plunging temperatures that dropped to just 7 degrees Celsius and even lower as the rain gained intensity. The athletes crossed the finish line almost destroyed, tapping into their deepest psychological and physical resources to complete their goal.[…]“, so leitet der Veranstalter des Firenze Marathon 2017 (Firenze Marathon – Homepage) seinen Bericht ein.

Aber fangen wir vorne an …

Das Wichtigste zuerst 🙂 #nutsaboutrunning

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Auszug aus: ZIPSER, Katharina; KRISTON Renáta; POSCH, Claudia; MUSSNER Marlene; KIENPOINTNER Manfred (2017). Lernerwörterbuch für Kinder: Österreichisch-Englisch, Englisch-Österreichisch. Imst: Alphabet Wörterbuchverlag.

... und was Frau sich so zum Geburtstag schenkt:

Zu meinem 34. Geburtstag will ich mir selbst ein schönes Geschenk machen und entscheide mich für einen Start beim FIRENZE MARATHON 2017.

42,195 km möchte ich durch die v.a. in der Renaissance – zur Zeit der Medici – florierende Handels- und Kulturstadt laufen, in der Michelangelo, Leonardo da Vinci und Co ihre Spuren hinterlassen und die 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wird.

Die Stadt kenne ich von zahlreichen Aufenthalten. 2003 z.B. verbringe ich einen Großteil des Sommers dort, später studiere ich mitunter in Siena, das eine Busstunde entfernt liegt und arbeite auch in der Gegend. Touristin bin ich diesmal nicht. Alles ist auf Marathon ausgerichtet.

Um gut organisiert am Start zu stehen, reise ich bereits am Donnerstag an. Die Strecke plane ich nicht groß zu besichtigen, ich möchte in Ruhe meine Startunterlagen abholen, mich gut über Labestellen etc. informieren, ein bisschen joggen, nach meinen Wünschen essen, dem Rennen entspannt und mit Freude entgegenblicken … und gut und viel im Vorfeld schlafen.

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empfehlenswert: Trattoria Nerone (probiert habe ich Polenta, Pasta und Pizza)

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meine Lieblingskohlenhydrate: REIS im Le sorgenti (ausgezeichnetes chinesisches Restaurant in Florenz)

Zu meiner Marathonvorbereitung:

Viel habe ich in diese Marathonvorbereitung investiert.

Am 6. August starte ich bei der Berglauf WM Langdistanz.

Der 12. Platz bei der diesjährigen Weltmeisterschaft ist ein wunderschöner Erfolg für mich, gleichzeitig auch der Abschluss meines Berglaufsommers 2017. Am Anschluss raste und erhole ich mich gut zwei Wochen lang. Dann fällt der Start für das Marathontraining.

Frisch und munter starte ich also am 22. August in die Marathonvorbereitung. Keine Wehwehchen, gut erholt und v.a. gut gelaunt. Die erste Woche dient mit ca. 100 km als sanfter Einstieg. Es folgt der erste Trainingsblock.

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GEMEINSAM STATT EINSAM – mit Günter Schneider und Fredi Pircher nach einem gemeinsamen langen Lauf

Dieses Marathontraining unterscheidet sich von da an massiv von meinen bisherigen Vorbereitungen: Wie bisher bauen mein Trainer Reinhard Kessler  (PS.: Bei Reinhard und seinem Partner Erich Rettenegger ist Frau und Mann auf der Suche nach Schuhen in allerbesten Händen.) und ich auf Umfängen von ca. 130 km, in manchen Wochen wird es etwas mehr – abgestimmt auf die mir zur Verfügung stehenden Energieressourcen neben einem anspruchsvollen Vollzeitberuf. Neben 8 – 10 Laufeinheiten, versuche ich ca. 2 – 3 Mal die Woche Yoga zu machen und mache regelmäßig vor dem Schlafengehen spezielle Übungen für einen stabilen Rumpf (insbesondere diverses Planking). Was das konkrete Lauftraining betrifft, setzen wir weiterhin auf lange, ruhige Einheiten, sowie durch ordentliches Ein- und Auslaufen abgerundete Einheiten mit x-mal 1 oder 2 km etwas unter Marathontempo. Anders als bisher investieren wir in Lauf-ABC und schnelle Meter (100er, 200er).

Ca. zweimal pro Woche steht Reinhard früh morgens mit mir auf der Bahn. Den Großteil des Trainings absolviere ich aus organisatorischen Gründen alleine. Meist ist es für mich schwer abschätzbar, wann ich mit dem Training beginnen kann, oft ist es spät, mit der Zeitumstellung im November dann auch dunkel. Bei der ein oder anderen Einheit habe ich aber Gesellschaft. Ich laufe insbesondere mit Günter Schneider, Fredi Pircher, Christopher Kah und Lukas Kocher. Ab und an habe ich Radbegleitung.

An dieser Stelle möchte ich herzlich ,Danke‘ sagen! Für die vielen schönen Laufmeter, für den Austausch, das gemeinsame Lachen und Schwitzen und nicht zuletzt fürs Tempomachen. Danke, Günter! Danke Fredi! Danke, Lukas! Danke, Christopher!

Das Training, wie wir es Mitte August planen, ist auf eine Endzeit von 2:42/43 ausgelegt. Abgesehen von einer Phase von ca. einer Woche Anfang Oktober, in der ich mich schwach fühle, läuft die Vorbereitung ausgezeichnet. Ich kann das Training zu 100 % ausführen und am meisten freue ich mich, wenn ich morgens – meist auf die Minute pünktlich – auf Reinhard am Tivoli treffe. Für jede Minute Verspätung verspreche ich eine Liegestütz zu machen: Gesamt werden es fünf.

Meine Laune ist bei diesen Zusammentreffen grundsätzlich 1a, denn es freut mich unglaublich zu sehen, wie viel Herzblut und Schweiß ein Trainer ohne zu Schwitzen in ein Marathontraining stecken kann. In den letzten zwei, drei Wochen vor dem Marathon zeigt sich, dass ich mich tempomäßig sehr gut entwickelt habe. Die marathonspezifischen Kilometer kann ich konstant mehr als deutlich unter den von Reinhard angesetzten Kilometerzeiten laufen, sodass uns – wenn alles gut geht – eine Zeit auch unter 2:42 h nicht unmöglich erscheint. Einige Hühnchen mussten verdaut werden, um festzulegen, dass ich mich am 26. November selbstbewusst und mit einem Strahlen an den Start stellen und mit 3:48/9min/km anlaufen möchte.

weiter geht’s mit Teil 2

LA TOP TEN MASCHILE
1 EGASA ZELALEM BACHA (BRN) 2:14:41
2 TEMECHACHU TADESSE M. (ETH) 2:14:41
3 KIRWA GILBERT KIPRUTO (KEN) 2:16:18
4 MENGICH MOSES (KEN) 2:21:38
5 EL MAZOURY AHMED (ITA) 2:24:09
6 EL FATHAOUI YASSINE (ITA) 2:26:33
7 SANTORO DARIO (ITA) 2:26:45
8 TOCCO LUCA (ITA) 2:27:17
9 CHEBOIT SILAS (KEN) 2:27:40
10 LEFEBVRE LUDWIG (BEL) 2:28:21

LA TOP TEN FEMMINILE
1 ARISSI DIRE TUNE (ETH) 2:28:55
2 AMENTE SOROME NEGASH (ETH) 2:29:46
3 DUBISO MESERA HUSSEN (ETH) 2:32:05
4 KIRK ELINOR (GBR) 2:36:22
5 TANUI EULITER JEPCHIRCHI (KEN) 2:40:37
6 ZIPSER KATHARINA (AUT) 2:46:26
7 RUSH HOLLY (GBR) 2:51:25
8 CUNICO MAURIZIA (ITA) 2:53:51
9 PROTO EMILY (GBR) 2:54:37
10 MUGNO ANNA LAURA (ITA) 2:54:48

Berichte zum Marathon u.a.:

firenzemarathon (English Version)

runnersworld it

Magazine podisti

 

 

WM-Bericht: WM Berglauf up&down und WM Berglauf Langdistanz

Elf Tage Urlaub oder ZWEI WELTMEISTERSCHAFTEN und dazwischen regenerieren, chillen und tapern

Schwerlich mit Worten lassen sich die Eindrücke beschreiben, mit denen ich zwischen 28. Juli und 7. August beschenkt wurde. Eine Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft ist für mich immer – und vermutlich für jeden Athleten und jede Athletin – ein ganz besonderes Erlebnis. Sie lässt einen Eindrücke sammeln, Momente erleben, bringt einen an persönliche Grenzen, lässt einen staunen und meistens viel lachen und dafür bin ich dankbar.

Ich bin dankbar, dass ich für Österreich sowohl bei der WM Berglauf up&down als auch bei der WM Berglauf Langdistanz am Start stehen durfte. – „Danke“ an den OELV, insbesondere Helmut Schmuck, der für die Selektion zuständig ist und im Vorfeld wohl an mich geglaubt hatte. „Danke“ natürlich auch an meinen Trainer Reinhard Kessler, mit dem ich heute schon Hendl essen war (Wer weiß, was das wieder bedeutet? *gg*) und an alle, die mich auf meinem Weg und in der Vorbereitung unterstützt haben.

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AUSTRIA Senior Women: Karin Freitag, Andrea Mayr (VIZEWELTMEISTERIN!!!) und Katharina Zipser

Bei der WM Berglauf up&down am 30. Juli erreichte ich den 35. Platz – ein solides Ergebnis, schließlich sind wir hier bei einer Weltmeisterschaft und man misst sich mit den Besten.

 

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Besonders strahlen durfte ich aber bei der WM Berglauf Langdistanz. Hier freute ich mich über einen tollen 12. Rang.

Bericht zu den beiden Rennen und zur tollen Zeit dazwischen folgt in den nächsten Tagen. (Bitte dann hier für den <Bericht> klicken).

DANKE

6. Silvrettarun 3000

Wenn Frau morgens aus der Zeitung läuft …

2017 Silvrettarun 3000 - Tiroler Tageszeitung

Tiroler Tageszeitung, 16.07.2017

SILVRETTARUN 3000 – das Sommerhighlight für mich als Tiroler Bergläuferin: eine Veranstaltung, die ihres gleichen sucht: bis ins Detail organisierte Veranstaltung, heißer Tee auch auf 3000m, die Bergrettung, unzählige freiwillige Helfer mit Engagement im Einsatz, super Moderation durch Othmar Peer, Schwimmbad zum sofortigen Aquajogging danach …

 

Das Rennen führt mich heuer in der Vorbereitung auf die Berglauf up&down bzw. Langdistanz Weltmeisterschaft über das Rietzenjoch, die Medium Distanz mit 30 km und 1500 hm. Die Bedingungen gut, ein klein wenig flockiger Niederschlag, abwärts hätte ich gerne mehr Schnee gesehen. Ich freue mich über lockere 2:51:30 als letzte Formprobe.
Schön, so viele bekannte Gesichter zu sehen –
Vereinskollegen und Freunde

Hier ein Video als Vorgeschmack für eine eventuelle Teilnahme 2018

 

 

2017 Rückblick Teil 1: bisher und weiter Verrückt nach Laufen

2017 bis jetzt

Es ist Zeit, ein bisschen zu schreiben. Für euch, aber v.a. für mich. Erinnerungen verblassen und beim Lesen alter Posts erlebe ich Erinnerungen wieder. Kennt ihr das?

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Quelle (Spruch): unknown

Ich schreibe eigentlich sehr gerne. Leider aber lässt die Zeit es selten zu. Ich gehe einem Vollzeitberuf nach, der mich sehr fordert, trainiere mit Spaß und Engagement; ja und dann möchte ich auch noch etwas entspannen, soziale Kontakte pflegen, essen und schlafen. Kann mir mal wer sagen, warum dieser Tag nicht 36 Stunden hat??? 

Meine Wintersaison beende ich heuer sehr früh. Ich verzichte auf einen Start bei der Sellaronda zugunsten eines frühen Straßenmarathons und bereue es nicht 🙂

 

Vorbereitung Vienna City Marathon (VCM)

2016/17 glaube ich, den Winter durchlaufen zu können. Bis Jänner sieht es gut aus. Ich laufe also auch im November und Dezember. Der Winter ist mild und etwas Schnee stört mich beim Laufen nicht.

Etwa 3 Mal pro Woche  laufe ich und peppe mein Training mit Skibergsteigen und etwas Langlaufen auf. Die Abwechslung ist schön. Ich genieße das. Aufgrund einer Achillessehnenentzündung muss ich im Jänner dann aber doch eine kleine Laufpause einlegen. Auf Ski starte ich bei der Mountain Attack Marathon 2017 (3100 Hm) und werde in 3:14:07 beste Österreicherin. Das Stockerl verpasse ich bei sehr starker Skibergsteigerkonkurrenz als vierte knapp.

Als harte Einheiten dienen bis in den Frühling ein paar weitere Rennen auf Ski. Ich starte beim Marmot Evolution Race (930 Hm, 3,5 km) und hole mit einem dritten Tagessieg den Wanderpokal zu mir nach Hause. Hecher Speed Up (850 Hm: erst 300 Hm rauf, dann 300 Hm Abfahrt, dann 550 Hm rauf) macht mir aufgrund der kurzen Zwischenabfahrt auch recht viel Spaß und so bin ich auch heuer dabei.

Hecher Speed Up

Hecher Speed Up, Foto: Veranstalter

Ab Februar trainiere ich allerdings praktisch nicht mehr auf Ski. Die ein oder andere coole Tour mit meinem Bergbuddy Wolfi mach ich, aber das Training findet wieder fokussiert in Laufschuhen statt. Das letzte Rennen auf Ski und auch mein letzter Ausflug in den Schnee ist dann das Harschbichl-Rennen (950 Hm, 4,2 km) am 3. März. Bei einem geplanten Marathon am 23. April wird es jetzt Zeit, die Ski zu verstauen.

 

Im März laufe ich 630 km. In diesem Monat absolviere ich auch das erste Trainingslage meines Lebens: eine Woche Zypern, vgl. Bericht Trainingslager Zypern 2017.

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Foto: Hubert Morawetz

Insbesondere der März und der April sind auf Marathonvorbereitung ausgelegt.

Konkret sieht mein Marathontraining für den VCM mehrere längere Einheiten die Woche zwischen 90 min und 2:15/2:30 h vor. Schnelle Einheiten reduzieren sich weitgehend auf x-mal 1 km oder 2 km Marathontempo mit Ein- und Auslaufen. Mit diesem Grundkonzept fahre ich gut. Von entsprechenden Einheiten erhole ich mich schnell. Lange Tempoläufe kommen in meinem Training hingegen praktisch nicht vor. Vor dem Frankfurt-Marathon 2016 habe ich zudem noch einige morgendliche „Koalaläufe“ die Woche absolviert: Ich bezeichne mit diesem Terminus Joggingrunden, die der reinen Bewegung dienen und nicht länger als 30 min dauern. „Tempo“: maximal langsam. Für diese Einheiten habe ich in der VCM-Vorbereitung, die beruflich einfach auch sehr stressig ist, praktisch keine Zeit. Für meinen Herbstmarathon möchte ich diese Einheiten wieder einbauen, denn sie haben mir bisher sehr gut getan und waren eine ideale Vorbereitung auf das eigentliche Training nach der Arbeit.

 

Vienna City Marathon (VCM) oder Marathon, schöner geht nicht

Die letzten Kilometer des Vienna City Marathon waren emotional die bewegendsten meines Läuferlebens. Dieses Strahlen im Gesicht – das eigene – auf meinen letzten Metern Richtung Ziel: Ich selbst werde es nicht vergessen.

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Kronenzeitung, 24.04.2017

Ich entscheide mich recht kurzfristig für einen Marathonstart in Wien und sollte es nicht bereuen. Übernachtet habe unmittelbar in der Nähe des Starts. Vorab bin ich recht nervös. Der Vortag ist mit Technicalmeeting und Co dann doch auch ziemlich hektisch und so entscheide ich mich, am Vorabend allein in Ruhe eine Kleinigkeit zu essen. Sicherlich hätte ich gerne Freunde und Bekannte gesehen, aber ich halte es für klüger, mir Ruhe zu gönnen und mich zu fokussieren.

Sonntag, Renntag: Ich jogge mit meinem Kleiderbeutel einen km bis zum Startareal. Es ist frisch, v.a. bläst – wie vorhergesagt – ein starker Wind, der uns auch im Rennen zu schaffen machen würde. Die BetreuerInnen der kenianischen TopläuferInnen versorgen ihre Athletinnen mit einer extrem fetten Creme. Damit sollen sie sich diese Bauch und Beine, insbesondere Oberschenkel eincremen. Sie bieten mir etwas davon an. – Muss ich mir merken. Ich glaube, die Creme hilft tatsächlich etwas gegen Kälte und Wind . Ich laufe kaum ein, lediglich ein bisschen hin und her, auf und ab.

Dann geht es an den Start. Meine anvisierte Zeit ist 2:43 hoch bis 2:44:59; das bedeutet eine Pace von 3:52-54 min/km. Auch Karin Freitag ist am Start und hat mit Alexander Weiß einen Tempomacher dabei. Sie erklärt, 3:50 min/km oder knapp darunter anlaufen zu wollen. Zu schnell für mich: Ich plane alleine zu laufen.

Kurz vor dem Start meint Karin, sie würden den ersten km locker angehen. Der Wind erscheint mir stark – Windschatten ein absoluter Vorteil. Ich laufe also mit der entstehenden Gruppe mit. Mit 18:59 gehen wir bei 5000 m durch. Reinhard Kessler, mein Trainer, erstarrt vor seinem PC. Das entspricht einer Pace von 3:48 min/km und ist für einen Marathon etwas schnell für das „Fräulein Zipser“. Auch das „Fräulein Zipser“ erkennt das und lässt die Gruppe laufen.

Allerdings merke ich bald, dass der Gegenwind insbesondere in diesem Abschnitt recht stark ist und laufe das Loch wieder zu. Sicher eine Risikoentscheidung. Irgendwann ca. bei km 8 kommt Karin zu Sturz. Ich bin damit führende Österreicherin, der BMW fährt neben mir … Es ist ein grausiges Gefühl, denn ich weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, ob Karin sich ernster verletzt hat. Hinter mir die Marathonmeute, ich seh nichts … Ich laufe weiter: Von da an aber gegen den Wind und nicht so flott. Bei km 10 höre ich Alexanders Stimme von hinten, der Karin die Zwischenzeiten durchsagt. Ich bin erleichtert und erkundige mich bei Karin nach ihrem Befinden. Soweit scheint alles ok. Die beiden laufen an mir vorbei. Ich habe zwischenzeitlich meine eigene Pace gefunden und lasse sie ziehen. Die beiden fortan immer in Sichtweite.

Insbesondere zwischen km 15 und 20 verliere ich etwas Zeit (5 km: 19:51 min). Es ist windig; damit muss ich mich abfinden und mein Tempo meine Ressourcen anpassen. Bei der Halbmarathonmarke gehe ich mit 1:22:02 durch. Insbesondere in Hinblick auf die Verhältnisse – der Wind ist im Alleingang kein angenehmer Zeitgenosse – bin ich zufrieden und versuche das Tempo konstant zu halten. Meine 5km-Zeiten entwickeln sich wie folgt: 00:18:59, 00:19:13, 00:19:19, 00:20:12, 00:19:51, 00:20:03, 00:20:26, 00:20:22 und die 2,195km 00:09:03. Die Verpflegung an den Laben funktioniert 1a. Für jede Labestelle habe ich eine Flasche angerührt mit Power Plex Energy Transmitter und etwas Iso Fit Sport Mango für den Geschmack vorbereitet. Zwischen km 32 und 35 komme ich Karin merklich näher und ich überhole sie etwa an der 35km-Marke. BMW, Motorrad, ORF, Rad etc. der VCM-Organisation begleiten mich. Für mich ein unglaubliches Gefühl.

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Foto: Wilhelm Lilge

Ich merke, dass ich gefilmt werde und genieße es. Die Leute am Straßenrand feuern mich an.

Auf der langen Zielgeraden aber schon vorher kann ich meine Freude nicht mehr unterdrücken. Muss ich auch nicht – Ich DARF genießen! Ich reiße die Arme in die Höhe, winke, freue mich!

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Eine Bestzeit geht sich heute nicht aus. Aber ich weiß, ich zeige ein für mein Vermögen gutes Rennen. Diese letzten Meter werde ich sicherlich nie vergessen.

Danke, VCM 🙂

VCM Ziel.pngIm Ziel genieße ich und bleibe bis auch die letzte Läuferin die Ziellinie überquert. Die große Sushiplatte abends habe ich mir redlich verdient.

 

Erholung und Landes- und Staatsmeisterschaft Berglauf

Die nächsten anstehenden Wettkämpfe sind vier Wochen bzw. sechs Wochen später die Landesmeisterschaften Berglauf, auf die Hohe Salve/Rigi (21. Mai) sowie die Staatsmeisterschaften Berglauf am 4. Juni im Zuge des 33. Internationalen Muttersberglaufes (8,46 km, 1180 hm).

Auf alles kann man sich – oder zumindest ich mich nicht – mit gleich viel Fokus vorbereiten. Mein nächstes großes Ziel ist die Weltmeisterschaft im Ultra-Trail am 10. Juni über 49 km und 2900 Hm up & 2900 Hm down. Ich regeneriere also nach dem Marathon und bereite mich dann darauf vor.

Ein spezifisches Training für reinen Berglauf und eine entsprechend kurze Distanz ist nicht möglich. Mit meinen Ergebnissen bei der Landes- und Staatsmeisterschaft bin ich zufrieden.

Bei der Landesmeisterschaft werde ich hinter einen starken Karin Freitag (54:10.0) und Susanne Mair (55:39.5) in 56:07.7 dritte Dame. Gemeinsam mit meiner Vereinskollegin Elisabeth Harrie freue ich mich über den Landesmeistertitel Mannschaft.

Für die Staatsmeisterschaft über 8,46 km mit 1180 hm zeige ich als 5. Dame aus dem Training heraus eine solide Leistung und bin im Hinblick auf die WM eine Woche später zuversichtlich. Gerade gegen Ende des Rennens merke ich, dass ich noch Körner habe und kann meinen Abstand verringern. Die Ausdauer scheint zu passen.

  1. Mayr Andrea, SVS-Leichtathletik 54:07,1
  2. Hauser Alexandra Kolland Topsport Gaal 1:00:11,1
  3. Freitag Karin LG-Decker Itter 1:00:29,4
  4. Mair Susanne Union Raika Lienz 1:00:54,0
  5. Zipser Katharina SK Rueckenwind 1:01:32.2

Für Elisabeth Harrie und mich gibt’s den Vizestaatsmeistertitel in der Mannschaft.

Vereinskollege Thomas Roach wird Vize-Staatsmeister. Grande!

  1. Innerhofer Manuel, LC Oberpinzgau 47:38,3
  2. Roach Thomas, SK Rueckenwind 49:24,6
  3. Seibald Manuel, LTV Köflach 49:29,3
  4. Schumi Bruno, LAC Klagenfurt 50:01,1
  5. Lechleitner Simon, LLZ Tirol 50:18,6

 

WM Ultra-Trail – Trail World Championships, Badia Prataglia, Italien

49 km, 2900 Hm up & 2900 Hm down heißt die Devise bei der Weltmeisterschaft im Ultra-Trail.
 5:41:06 nach dem Start erreiche ich das Ziel und werde 27. Dame bei dieser WM. In der Mannschaft erreichen wir Platz 5 (mit Sandra Koblmüller Platz 9 und Sibylle Schild Platz 46)

Trail World Championships 2017, 9-10th June (Badia Prataglia, Italy)

Trail World Championships 2017, 9-10th June (Badia Prataglia, Italy)

Noch vier Mal schlafen: Dann heißt es: „3, 2, 1 Goooooo!“

Es erwarten uns der Trail Sacred Forests mit 48,7 km inklusive 2990 Metern im Auf- und Abstieg. Gelaufen wird durch den Nationalpark Foreste Casentinesi, beschrieben wie folgt:

Boschi a perdita d’occhio, praterie, limpidi ruscelli, cascate e montagne, è il Parco Nazionale delle Foreste Casentinesi, Monte Falterona e Campigna, a cavallo del crinale appenninico che separa la Toscana dalla Romagna. In questo ambiente, una delle ultime aree incontaminate d’Europa, vive e prospera una flora e una fauna d’eccezione, ricca di specie altrove ormai rare o scomparse.“ (http://trailsacredforests.com/node/3)

Ein paar weitere Infos findet ihr hier (Homepage des Veranstalters) und hier. Auf der Startliste stehen wir auch.

I RUN FAR hat auch ein paar Infos zum Rennen und nennt Karin Freitag und mich unter „Top Individual Women to watch“, was Vorschusslorbeeren sind, aber mich schon ein bisschen stolz macht. – Die muss man sich ja auch wo verdienen.

Für Österreich starten in alphabetischer Reihenfolge:

DISSLBACHER Josef
FALKENSTEINER Sebastian
GEISLER Michael
GÖSWEINER Klaus
GRUBER Robert
JOCHUM Daniel
KABICHER Michael
SCHIEMER Gerhard

FREITAG Karin
KOBLMÜLLER Sandra
SCHILD Sibylle
TRIMMEL Martina
ZIPSER Katharina

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TVB Paznaun/Ischgl

 

 

Hier ein kleiner Appetizer (Video) 🙂